Die Entstehung des Polo Harlekin

Das allgemeine Interesse einen Harlekin zu besitzen konnte mit dem Verkauf der ca. zwanzig Ur-Harlekine, die einst als Promotionsfahrzeuge durch die Lande fuhren, nicht gedeckt werden. Lest im zweiten Teil des Lebenslaufes wie Wolfsburg aus dem Ur-Harlekin den heute bekannten Polo Harlekin werden ließ...

Geburtsstunde

Geburtsstunde - Wie aus einer Idee eine verrückte Idee wurde
Der vierfarbige Polo aus Wolfsburg in den Farben Chagallblau, Flashrot, Pistaziengrün und Ginstergelb ist keine rollende Kasperbude, sondern das bunteste Auto Deutschlands. Ein Auto mit interessanter Vergangenheit, die bereits im Jahr 1994 begann, obwohl es das farbenfrohe Fahrzeug erst ab Ende 1995 zu kaufen gab.
Im Rahmen der Einführungskampagne für den neuen Polo im Oktober 1994 sollte eine Anzeige kommunizieren, dass man sich den Polo ganz individuell aus den vier Bausteinen
Motoren und Fahrwerk,
Innenausstattung,
Sonderausstattung und
Lackierungen
zusammenstellen kann. Jeder dieser Bausteine wurde durch eine Farbe repräsentiert, um diesen "Polo-Baukasten" plastisch darstellen zu können. Ein Auszug aus dem bekanntem Polo-Prospekt von 1994 verdeutlicht das.



Noch vor dem Erscheinen dieser Anzeige lackierte VW cirka 20 Polo in vierfarbige Polos um, die dann für Promotionszwecke zur Einführung bei den Händlern eingesetzt wurden. Diese Fahrzeuge und die im Herbst 1994 erschienene Anzeige waren die Basis für die Geburtsstunde eines Autos, dass sich später Polo Harlekin nennen sollte. Vorab war vom Harlekin selber noch nicht die Rede.
Die Promotionfahrzeuge wurden nur in Ausnahmefällen im Straßenverkehr eingesetzt - daher auch das rote 06er-Kennzeichen, wie auf dem folgenden Foto, das den Ur-Harlekin von vorne zeigt, zu sehen ist.

Dieses Fahrzeug ist einer von den "Ur-Harlekinen", den ich Euch im Foto zeigen kann und deshalb von mir die obligatorische Nummer 0001 bekam.
Nach Erscheinen der Anzeige kam auch eine junge Lackiererin aus einem Autohaus in Wolfsburg auf die Idee, einen bunten Polo zu kreieren. Leider ist nicht bekannt, wie viele Harlekine auf diese Weise entstanden oder verkauft worden sind. Weil Braunschweig nicht weit weg von Wolfsburg ist, könnte der abgebildete "Ur-Harlekin" quasi auch in besagtem Autohaus, lange vor der eigentlichen Serienproduktion geboren worden sein.

Obwohl Wolfsburg in seiner "Baustein-Anzeige" Ende 1994 darauf hinwies, dass es diesen bunte Polo leider nicht zu kaufen gäbe, gingen viele Kaufanfragen ein. Aufgrund dieser Nachfrage entschloss sich VW, mit einer Marktforschung die wirklichen Chancen einer Serienfertigung auszuloten. Das Ergebnis war positiv, und VW gab im Frühjahr 1995 intern den Startschuss, den bunten Polo serienreif zu machen, erst einmal begrenzt auf 1.000 Stück. Praktisch ein Jahr nach einer Idee, die nicht die Produktion von vierfarbigen Autos zum Ziel hatte, war der Polo Harlekin in greifbarer Nähe gerückt und die Serienfertigung stand bevor.
Wer mehr von den Ur-Harlekinen sehen will liest auf der Seite Harlekin 94 mehr über die Existenz dieser Fahrzeuge. Erst zehn Jahre später gelang es mir ein paar dieser Raritäten ausfindig zu machen und kann sie jetzt auch im Bild zeigen. Eine spannende Sache, wenn man so will, hat die Produktion von Polo Harlekin zwar Ende 1995 begonnen, die Idee dazu, wenn auch auf einer ganz anderen Grundlage war schon 1994 geboren. Zum weiteren Lebenslauf des Harlekins bitte ich dann hier weiter zu lesen.

Die Produktion läuft 1995 an

Die Produktion läuft 1995 an - Die geplanten 1000 Fahrzeuge sind zu wenig
Für die wirtschaftliche Machbarkeit des Projekts Polo Harlekin war die Idee entscheidend, den bunten Polo nicht durch Umlackieren zu produzieren, sondern einfarbige, fertige Polos vom Band zu nehmen und in einem nachgelagerten Prozess die demontierbaren Teile zu tauschen. Nach einem festgelegten Schema entstanden die vier heute allgemein bekannten Modelle. Das Modell mit der Grundfarbe Blau wurde für die Präsentation auf der Internationalen Automobilausstellung 1995 ausgewählt.



Wie im offiziellen 8-seitigen Prospekt zum Polo Harlekin erwähnt, konnte sich ein Käufer, produktionstechnisch bedingt, keine bestimmte Farbkombination aussuchen, er musste die nehmen, die ihm geliefert wurde. Damit rollte die Produktion an.
Ab Herbst 1995 begannen sieben Wolfsburger Mechaniker damit, rote, gelbe, grüne und blaue Polos aus der laufenden Produktion in einer stillgelegten Lackiererei auseinander zu nehmen und in den vier vorgegebenen Farbvarianten wieder zusammenzuschrauben.


Die ursprünglich geplanten 1000 Harlekine erhielten eine Urkunde mit laufender Nummer und einen Schlüsselanhänger, der diese Nummer ebenfalls trug. In der Statistik findet Ihr eine Tabelle aller mir bislang bekannten Auslieferungsnummern, die mir die jeweiligen Besitzerinnen und Fahrzeughalter jeweils mitteilten.

 

Mehr als zwei Drittel aller Fahrzeughalter haben indes leider keinen Schimmer von diesen "Zugaben". Die Nachfrage nach dem Fahrzeug war wohl größer als geplant, weshalb die Produktion weiter lief, nun jedoch ohne Urkunde und Zertifikat. Die zweite Produktionsserie könnte zwischen Ende 1996 und Anfang 1997 beendet worden sein. Nach einer unbestätigten Meldung in einer Autozeitschrift wurden 3806 Fahrzeuge der Marke Polo Harlekin gebaut. Von der Gesamtzahl existieren bei VW leider keine Unterlagen, wie eine Antwort auf eine entsprechende Frage zeigt:
"...Leider können wir Ihre Anfrage nicht beantworten, da in unserer Statistik lediglich Daten zur Gesamt-Fahrzeugtypenreihe erfasst sind. Eine Statistik, die einzelne Modell- und Ausstattungsvarianten ausweist, ist bei der Vielzahl möglicher Baukombinationen und der Fülle an Informationen leider nicht möglich. Wir bitten um Ihr Verständnis!..."

Nachdem mehr als tausend Fahrzeuge verkauft wurden lief im September 1996 bei McDonalds ein Preisausschreiben an, von dem viele nur noch wissen, dass man dabei unter anderem ein Auto gewinnen konnte, nämlich genau den Polo Harlekin. Lest dazu gern mehr im nächsten Abschnitt.

Das verrückte Festiläum - McD hat den Harlekin nicht erfunden
Zu Beginn sei erwähnt, dass der Polo Harlekin kein McDonalds Promotionfahrzeug war und ist. Den Gewinnern ist es, wie ich hörte, nicht sehr angenehm, wenn ihr Wagen mit McD in Verbindung gebracht wird und die Frage anderer "Na auch bei McD gewonnen?" ist unangenehm, meine ich. Damit genug der Vorrede.
Im Zeitraum zwischen dem 28. August und dem 8. Oktober 1996 bekam man an den Kassen bei McD beim bezahlen von der Kassiererin ein paar Losabschnitte aufs Tablett gelegt, von denen es insgesamt sechs Stück gab. Dank einer netten Polo-Fahrerin, die sich einen Satz dieser Losabschnitte aufgehoben hatte, darf und kann ich diese Losabschnitte hier präsentieren:

  
   

Hatte man sich diese sechs verschiedenen Losabschnitte sozusagen "zusammen gegessen", zeigten diese Abschnitte, richtig zusammengesetzt, den Polo Harlekin und darüber stand VW POLO. Damit war die entscheidende Bedingung um an der Verlosung teilnehmen zu können geschafft. Jetzt brauchte man diese Puzzleteile nur noch in der richtigen Reihenfolge auf eine Teilnehmerkarte kleben und fertig war das Puzzle, etwa so:



Auf eine Teilnehmerkarte geklebt, warf man das fertige Puzzle in eine Sammelbox und dann brauchte man Fortuna als Verbündete und etwas Geduld.
Wen das Los traf, der bekam gegen Ende Oktober 1996 einen Brief einer Marketingfirma geschickt, in dem mitgeteilt wurde, dass man bei einem Preisausschreiben von McD einen Polo Harlekin gewonnen hat.
Eine Gewinnbestätigung wie dieses:



Immerhin fünfhundert solcher Schreiben sind verschickt, also fünfhundert Fahrzeuge sollen verlost worden sein. Aber nicht nur den bunten Flitzer konnte man bei dem Preisausschreiben gewinnen.
Im gleichen Spielzeitraum ergaben andere Losabschnitte eine Weltkugel, einen Tukan oder einen Jubel-Hamburger Mäc und man konnte u.a. eine Reise gewinnen. Anlass aller Preisausschreiben und Verlosungen, so auch der Harlekin-Aktion, war der fünfundzwanzigste Geburtstag von McD in Deutschland am 4. Dezember 1996. Die Aktionswochen nannten sich "Das total verrückte Festiläum" und fanden sicher in ganz Deutschland statt.
Danach folgte die aufregende Zeit von der Gewinnbestätigung bis hin zur feierlichen Übergabe des Preises, die sich wegen angezeigten Lieferschwierigkeiten bis Anfang Januar hingezogen haben könnte. Doch danach war man glückliche Besitzerin eines Polo Harlekin oder eines Autos, dass man gleich wieder verkaufte.

Die Harlekin-Familie

Die Harlekin-Familie - Harlekin-Geschwister werden im Ausland gebaut
Der Name Harlekin steht im Falle Polo für das bunte Outfit, doch es geht noch bunter. Während 1997 in Deutschland allmählich die letzten Polo Harlekine zusammengeschraubt wurden, präsentierten viel weiter südlicher, vier als Harlekin verkleidete Menschen während einer Gondelfahrt den Polo Harlekin. Dank einer netten Dame aus Bayern kann ich Euch hier ein Foto von der Präsentation zeigen.



Das Foto wurde in der Zeit vom 31. Januar bis 11. Februar 1997 gemacht, als der "Carnevale di Venezia" stattfand. Vielen Dank für den schönen Schnappschuss.

Es geht aber noch bunter, denn Polo Harlekin-Geschwister werden im Ausland gebaut! Besonders erwähnen möchte ich hier die Marken Golf und Käfer.
Der Golf Harlekin wurde um 1996 herum in den USA produziert. Unbestätigten Meldungen zu Folge soll es davon zweihundert Fahrzeuge geben. Auf der Seite Geschwister gibt es dazu ein paar Fotos und noch mehr Fotos auf einer amerikanischen Seite, die Ihr gern von der Geschwister-Seite aus besuchen könnt. Auch in Deutschland gibt es Golf Harlekine, zwei habe ich Ende der Neunziger in Berlin gesehen.

Im Gegensatz zum Golf Harlekin wurde der Käfer Harlekin ab oder um 1998 in Mexiko produziert. Von einem netten Menschen, der selbst im VW-Werk in Puebla in Mexiko gearbeitet hat erfuhr ich, dass hundert Käfer mit ein und der selben Farbkombination und ohne Chromteile gebaut wurden. Er selbst und zwei seiner Freunde haben ihre Käfer Harlekine persönlich in Mexiko gekauft und nach Deutschland exportiert. Dieser Käfer aus Essen zeigt die Original-Farbkombination und könnte das vierte Fahrzeug dieser Limited Edition in Deutschland sein, falls es kein privat umgespritztes Fahrzeug ist. Mehr zu beiden Fahrzeug-Marken findet Ihr auf der Seite [ Geschwister ].

Leider standen nicht alle Harlekine unter einem guten Stern. Möge dieses Fahrzeug seinen Besitzern gut in Erinnerung bleiben! Nun ist dieses Foto der letzte Beweis einer hoffentlich erlebnisreichen Existenz. Ich bin mir sicher, denn es hätte nicht den Weg auf meine Seite gefunden.



Alle Besitzerinnen und Fahrer die ich kenne sind stolz auf ihren bunten Flitzer und ich, der nicht mal einen Führerschein hat, freut die Geschichte um dieses Fahrzeug, die Dinge, die ich zusammen gesammelt habe und die vielen Informationen die von Euch reichlich dazugekommen sind. Dazu gehört auch dieses Foto:

Das Foto zeigt den Polo Harlekin von Olaf B., der ihn zur "Techno Classica" in Essen als Leihgabe bereitstellte. Ein netter Besucher dieser weltgrößten Oldtimer- und Youngtimer- Messe stellte mir dieses Foto freundlicherweise zur Verfügung.
Ihr seht, das Interesse an diesem Fahrzeug besteht, ihr seid die Größten!



Wer Ergänzungen zu den angegebenen Themen oder andere Neuigkeiten, die noch nicht bekannt sind hat, wer besonders in Wolfsburg oder Braunschweig wohnt, sollte sich bei mir gern per E-Mail melden. Allen, die das bereits taten hier mein herzlichster Dank für alle Mühen, die ihr auf euch genommen habt.

Vielen Dank für euren Besuch!
© April 2006